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Mode 68. Mini, sexy provokant
17. September 2019 @ 10:00 - 17:00
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50 Jahre „1968“. So lange ist es her, dass die Bundesrepublik die größten gesellschaftlichen, kulturellen und politischen Umwälzungen seit ihrer Gründung erlebte. Der Wandel vollzog sich in allen Lebensbereichen – besonders sichtbar auch in der Kleidung – und er kam nicht plötzlich, sondern hatte sich über Jahre angebahnt. Das Jahr 1968, als die Studentenunruhen sich zuspitzten, war in vielerlei Hinsicht der Höhepunkt dieser Entwicklung und wurde zum Symbol für diese Veränderungen. Die Ausstellung zeigt, wie sich die Kleidung in den 1960er und frühen 1970er Jahren wandelte. Keine Dekade zuvor bot dem Einzelnen so zahlreiche und differenzierte Möglichkeiten des Konsums, der persönlichen Entfaltung und Individualisierung, aber auch der politischen Teilhabe. Gesellschaftliche Normen wurden gelockert; eine individuelle, freiheitliche Lebensgestaltung und ein neues Lebensgefühl plötzlich möglich. Nicht alle waren begeistert vom Wertewandel der Gesellschaft. Es herrschte Spannung zwischen konservativen, eher beharrenden Kräften und solchen, die die Modernisierung der Gesellschaft vorantrieben. Das spiegelte sich auch in der Kleidung. Konträrer hätte die Mode kaum sein können: Statt damenhafter Eleganz und Haute Couture waren Minirock und Maxikleid, Hotpants und Schlaghose, Space-Look und Hippieoutfit, asymmetrischer Kurzhaarschnitt und wilde Mähne angesagt. Und nicht zu vergessen: Parka und Jeans. Damenhafter Schick war ebenso out wie Schlips und Kragen. Was war passiert? Auch im Bereich der Mode machte sich der neue Einfluss von Teenagern und Studenten bemerkbar. Diese neue junge und auch kaufkräftige Generation konnte und wollte sich mit dem Kleidungsverhalten und der Mode ihrer Eltern nicht mehr identifizieren. Neues Leitbild wurde die Jugendlichkeit. Die neuen ‚It-Girls‘ sind Models wie Twiggy und Jean Shrimpton mit kindlich-mädchenhaftem Look. Auch die angesagten Pop-Stars prägen die Mode wie nie zuvor – allen voran die Beatles, die Rolling Stones und Jimmy Hendrix. Auch von der modernen Kunst, der Pop-Art und Op-Art ließ sich die Mode inspirieren. Seit dem ‚Summer of Love 1967‘ kommt die Mode der Hippies hinzu. Sie brachten von ihren Reisen in ferne Länder auf der Suche nach Spiritualität und Abenteuer bunt gemusterte Gewänder und Schmuck mit, die sie in kreativer Weise mit anderen Stilen mischten. In Solidarität mit unterdrückten Völkern trugen sie Kleidung der Indianer oder südamerikanischer Ureinwohner. Kleidung war jetzt oft als politisches Statement gemeint. Der Che-Guevara-Stern am Barett verriet Zugehörigkeit zu den Linken. Hippiegewänder waren von der Friedensbewegung geprägt. Minirock, Hotpants und Bikini galten als Statement für sexuelle Befreiung. Vielen war die neue Kleidung ein Dorn im Auge. Zu schlampig, zu unordentlich, zu politisch, zu freizügig, zu liberal. Jugendliche wurden als Gammler beschimpft; am Thema der langen Haare zerstritten sich viele Familien. Die Mädchen fanden diese Jungs aber attraktiv und vermuteten einen neuen Typ Mann hinter der neuen Fassade: zugewandt, rücksichtsvoll, eben kein Macho. Dass sie sich da geirrt hatten, merkten sie im Laufe der Studentenunruhen zunehmend. Die Männer, die für eine bessere Welt kämpften, machten allein ihr Ding, ließen die Frauen Kaffee kochen und die Kinder versorgen. Kein Wunder, dass sich Widerstand regte und sich seit 1968 die Frauenbewegung formierte. Und mit ihr entstand wiederum ein neuer Kleidungsstil, der sich von dem kindlich-mädchenhaften und sexy Stil der 60er Jahre deutlich unterschied. Auf etwa 500 Quadratmetern warten in der Ausstellung mehr als 150 Originalkleidungsstücke und Accessoires aus der umfangreichen museumseigenen Textilsammlung auf die Besucherinnen und Besucher. Sie werden durch Leihgaben von Modesammlern ergänzt. Zusammen mit umfangreichem Bild- und Filmmaterial aus der Zeit sowie interaktiven Duftstationen lassen sie die bewegten Sechziger zwischen Protestbewegung, Swinging London und Flower-Power wieder lebendig werden.